In der letzten Ausgabe unseres FAIRdinands Finest Blogs haben wir euch Sarafina vorgestellt und eine Zusammenfassung des Interviews mit ihr angekündigt. Heute ist es soweit: sie gibt Einblicke in Ihre Arbeit und ihr Leben und erzählt, warum sie hofft, dass mehr Europäer:innen Kaffee aus ihrer Region in Tanzania genießen. Und los geht’s:
Zwischen Familie und Kaffeelabor
Sarafinas Alltag ist geprägt von einer beeindruckenden Balance: Sie ist Mutter von drei Jungen und drei Mädchen und meistert gleichzeitig ihre anspruchsvolle Arbeit rund um den Kaffee. Ganz selbstverständlich spricht sie darüber, wie der Vater der Kinder sie unterstützt, besonders wenn sie dienstlich reist: „Wenn ich so wie jetzt bei einem Kaffeefestival in Tabora bin, bleibt die Familie zu Hause in Kigoma. Viele Frauen in Tanzania haben keinen eigenen Job – ich schätze mich glücklich.“
Die Liebe zum Kaffee hat Sarafina auf einer Dienstreise in die USA und nach Mexiko entdeckt. Dort lernte sie, wie verschieden Kaffee angebaut, verarbeitet und getrunken wird: „Es hat mich fasziniert, wie Menschen dort mit Kaffee umgehen. Ich habe viel gelernt – und meine Leidenschaft für die Kaffeebohnen weiter vertieft.“
Heute analysiert sie im Labor grüne Kaffeebohnen (= Rohkaffee). Sie prüft Größe, Qualität, Schale und ob die Bohnen organisch oder konventionell angebaut wurden. Organoleptische Feinheiten (Geruch, Geschmack, Aussehen, Farbe) erkennt sie dank ihrer Erfahrung und ihres Talents wie kaum eine andere: „Nach dem Mahlen der Kaffeebohnen aus Matyazo riecht man Noten von weißen Zitronenblüten, Zitrus, Frische.“
Kulturelle Herausforderungen: Frauen und Kaffee in Kigoma
Nicht nur fachlich, auch gesellschaftlich bringt Sarafina neue Impulse. In Tanzania trinken überraschend wenige Frauen Kaffee. Sarafina rät ihnen, es doch zu versuchen: „Viele Frauen finden Kaffee zunächst bitter. Sie glauben, nur Männer dürfen Kaffee trinken.“ Selbst mahlt sie ihre Bohnen frisch im Labor und nimmt das Pulver mit nach Hause. Mit einer Frenchpress bereitet sie ihren Kaffee dann zu Hause zu – eine kleine Emanzipation im Alltag.
Bei FAIRdinand sind Frauen und Männer gleichberechtigt
Apropos Emanzipation: Erschreckend ist in vielen tanzanischen Dörfern die eklatante Benachteiligung von Frauen: Häufig ist es so:„Frauen pflücken die reifen Kirschen, Männer nehmen das Geld. Oft bekommen Frauen nur einen kleinen Anteil, vielleicht 10.000 Tanzanische Schilling von 500.000. Die Felder gehören meist den Männern.“ Lediglich wenige Frauen besitzen eigene Farmen, weil das Startkapital fehlt – und traditionelle Geschlechterrollen sie oft entmutigen. Daher hat FAIRdinand von der ersten Stunde an die Frauen in den Kaffeefamilien in die wirtschaftlichen Abläufe integriert und sie in die Entscheidungsprozesse involviert. In der Kooperative nehmen Frauen wichtige Funktionen ein und bei den Fortbildungen für die Kaffeefamilien wird auch über die gerechte Verteilung des Haushaltsbudgets gesprochen.
Klimawandel und Marktpreise: Herausforderungen für die Zukunft
Die Auswirkungen des Klimawandels spürt Sarafina deutlich: „Zu viel Regen – besonders während der Blütezeit – schadet dem Kaffee.“ Die Kaffeepreise stiegen in den letzten Jahren massiv. „Für die Farmer ist das eine Verbesserung – sie leben heute besser als vor fünf Jahren. Und das freut mich sehr für sie.“
Allerdings sieht sie Probleme für Specialty Coffee: „Obwohl er mehr Arbeit macht, bekommen alle denselben Preis, egal wie die Qualität der Kaffeebohne ist. Das ist entmutigend, wir laufen Gefahr, Qualität zu verlieren. FAIRdinand ist da eine Ausnahme, hier wird Qualität auch entsprechend abgegolten.“
Direkter Handel und Fairness
Zum Thema Fair Trade erklärt Sarafina: „Direkter Export ist in Kigoma üblich. Fairer Handel wäre wünschenswert, aber bisher verkaufen wir nicht über Fairtrade. Ich habe gehört, Fairtrade ist gut für die Produzenten.“ Sie hofft, dass Initiativen wie FAIRdinand dazu beitragen, faire Bedingungen für Produzenten zu fördern.
Ihre Wünsche an die europäischen Kaffeefans
Auch an Konsument:innen in Europa, besonders in Österreich, hat Sarafina eine Botschaft: „Trinkt unseren Spezialitätenkaffee! Je mehr unser Kaffee geschätzt wird, desto besser wird die Einkommenssituation für die Farmer. Wir sind stolz auf den Geschmack und das Aroma unseres Kaffees.“
Fazit: Sarafinas Geschichte zeigt: Hinter jeder Tasse Specialty Coffee stecken Menschen, deren Fachwissen, Leidenschaft und Lebensrealitäten oft vielschichtiger sind, als wir ahnen. Wenn wir Kaffee trinken, können wir durch bewussten Konsum dazu beitragen, Existenzen zu sichern und faire Strukturen zu fördern – damit dieses außergewöhnliche Produkt weiterhin so besonders bleibt, wie Sarafina es beschreibt.
P.S. Sarafina’s Lieblingssorte ist Peaberry, wegen seiner besonders fruchtigen Note. Wollt ihr ihn probieren? Jetzt zum Kennenlernpreis um 19,5 € statt um 22,5 €.